Was ist Huforthopädie?

Huforthopädie ist eine Methode der Hufbearbeitung, bei der die natürlichen Kräfte des Bodens genutzt werden, um den Huf des Pferdes zu formen. Durch den Abrieb des Horns und den Druck des Bodens kann der Huf sich selbstständig formen, manchmal jedoch auch ungünstig verformen. 

Ein Beispiel dafür ist das Schieflaufen der Hufe aufgrund einer einseitigen Belastung der Innen- oder Außenseite des Hufs. Dies geschieht in der Regel aufgrund eines ungleichen Abriebs, wobei die stärker belastete Hufhälfte schneller abgenutzt wird als die weniger belastete Seite. 

Im Gegensatz zur traditionellen Hufbearbeitung, die versucht, diese Diskrepanz im Abrieb durch einseitiges Kürzen des Hufs auszugleichen, greift die Huforthopädie von Anfang an in den Abrieb des Hufhorns ein. Um einen gleichmäßigen Abrieb auch bei einseitig belasteten Hufen zu gewährleisten, werden die Hufe so bearbeitet, dass das Horn in bestimmten (weniger belasteten) Bereichen schneller abgerieben wird und in anderen (stärker belasteten) Bereichen langsamer abgenutzt wird. Dies führt zu einem geplanten und gleichmäßigen Abrieb, der verhindert, dass der Huf schief wird. 

 

Auch bereits schief gewordene Hufe können durch diese gezielte Abriebsteuerung wieder korrigiert werden. Zusätzlich zum Abrieb wirkt auch der Druck des Bodens formend auf den Huf ein, was ebenfalls bei der huforthopädischen Bearbeitung genutzt wird, um die Hufe gesund zu erhalten.

Im Gegensatz zu anderen Methoden zielt die huforthopädische Bearbeitung nicht darauf ab, eine bestimmte Idealform des Hufs herzustellen, da ein gesunder Huf nicht durch bestimmte Winkelmaße oder Zentimeterangaben definiert ist. 

Die Hufe eines Pferdes werden je nach Haltungs- und Bodenbedingungen sowie dem individuellen Gangwerk spezifischen Abnutzungs- und Verformungskräften ausgesetzt. Dadurch haben die Hufe eines Pferdes eine einzigartige und charakteristische Form. Die Analyse der Gebrauchsspuren am Huf führt zu den notwendigen Bearbeitungsschritten, die darauf abzielen, die individuellen Stärken des Hufs zu nutzen und seine Schwächen auszugleichen. 

Die huforthopädische Bearbeitung ist nur beim Barhuf anwendbar, da ein dauerhafter Hufschutz wie Hufeisen oder Kunststoffbeschläge die gezielte Steuerung des Hornabriebs und die Nutzung des Bodendrucks unmöglich macht.

Hufprobleme können effektiv durch Huforthopädie gelöst werden. In vielen Fällen können Lahmheiten und verschiedene Hufprobleme wie Hornspalten, Hufgeschwüre, Strahlfäulnis, untergeschobene Trachten oder ausbrechende Hufe durch die Optimierung der Hufsituation erfolgreich behoben werden. Sogar bei Diagnosen wie Hufkrebs, chronischer Hufrehe, Hufknorpelverknöcherung oder Hufrollenerkrankung besteht eine gute Chance, dass die Sanierung der Hufe den Krankheitsverlauf stoppt und dem Pferd ein schmerzfreies Laufen ermöglicht. Die häufig gestellte Diagnose "Hufrolle" kann oft aufgelöst werden, indem die Hufe aus ihrer überstreckten Position gebracht werden. Auch das Auseinanderweichen von Hufwand und Hufbeinknochen (Rotation), das oft mit Hufrehe einhergeht, ist kein Zustand, mit dem ein Pferd dauerhaft leben muss. Durch huforthopädische Maßnahmen kann die Rotation beseitigt und die Hufbeinaufhängung dauerhaft wiederhergestellt werden, wodurch das Risiko neuer Reheschübe deutlich reduziert wird.

Hufe sind eins der häufigsten Probleme bei Pferden, da eine Lahmheiten in 90% der Fälle auf Hufprobleme zurückzuführen sind (MÜLLER 1999: 43). Es stellt sich die Frage, ob die Hufe unserer Pferde genetisch bedingt anfällig sind oder ob es andere Gründe für diese Häufigkeit gibt. Die professionelle Hufbetreuung trägt die Hauptverantwortung für dieses Problem. Obwohl es auch zucht- und haltungsbedingte Ursachen für Hufprobleme gibt, kann eine gute Hufbetreuung diese Probleme größtenteils lösen. Leider ist es jedoch immer noch üblich, die Hufe erst zu bearbeiten, wenn sie bereits schlecht aussehen. Um sie dann wieder schön aussehen zu lassen, werden den Pferdebeinen erhebliche Belastungen zugemutet. Schief gewachsene Hufe werden so gut wie möglich in Form geschnitten, manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Bedacht. Dies stellt eine erhebliche Belastungsprobe für Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder dar. Eine Hufbearbeitung, die dazu führt, dass die Hufe immer wieder schief werden und dann gerade geschnitten werden müssen, beeinträchtigt die Gesundheit der Gliedmaßen. Kontinuierliche Vernachlässigung führt zu Problemen...

Früher war es üblich, dass der Schmied die Hufbearbeitung der Pferde übernahm, egal ob sie beschlagen oder barhuf waren. Die Hauptaufgabe bestand darin, die Hufe der Nutztiere vor übermäßigem Abrieb zu schützen. Mit der Entwicklung des Reitsports und der Freizeitreiterei hat sich die Notwendigkeit eines permanenten Abriebschutzes jedoch verringert. Viele Pferde können heutzutage problemlos ohne Hufeisen laufen. Dadurch wurde der Hufbeschlag weniger relevant und die Bedeutung der Barhufbearbeitung nahm zu. Es entstand ein Bedarf nach Fachleuten, die sich speziell auf die Bearbeitung von barhuf gehenden Pferden spezialisiert haben. Heutzutage hat der Pferdebesitzer die Möglichkeit, sorgfältig zu entscheiden, wem er die Hufbearbeitung seines Pferdes anvertrauen möchte.

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